Für eine zeitgemäße digitale Bildung

Chaos macht Schule

Ein Forderungskatalog des Chaos Computer Club

Unsere Kinder lernen in der Schule zu wenig über Technik und wie man mit ihr umgehen sollte. Der C3W (Chaos Computer Club Wien [7]) präsentiert daher am kommenden Freitag im Rahmen des Open Common Kongress 2017 in Linz [6] seine Überlegungen für eine zeitgemäße digitale Bildung [3]. Diese basieren auf den am Montag dieser Woche auf der re:publica in Berlin [5]. vorgestellten Forderungen des deutschen Chaos Computer Club e.V. (CCC).

In Deutschland arbeitet „Chaos macht Schule“ [1] seit mehr als zehn Jahren mit Kindern und Jugendlichen sowie mit Lehrern und mit Eltern. Diese Initiative des CCC wird seit Mitte 2016 vom CCC Wien [2] in Österreich unterstützt. Länderübergreifend wurden die gleichen Erfahrungen gesammelt. Bei der Bildungspolitik in Zusammenhang mit der Aneignung von Technik liegt in Deutschland wie in Österreich einiges im Argen. Die Mängel sollen daher benannt und Lösungsideen vorgestellt werden.

Der Forderungskatalog in Kurzform

1. Digitale Mündigkeit der Schüler und Schülerinnen

Zeitgemäße Bildung muss die digitale Mündigkeit der Schülerinnen und Schüler als ein zentrales Ziel anstreben. Mündige Menschen sollen digitale Werkzeuge verstehen und hinterfragen können. Statt nur die Bedienung der Computer zu lehren, muss daher der Fokus darauf liegen, die Maschinen zu beherrschen. Digitale Mündigkeit muss über reines Anwendungswissen oder informatische Grundlagen wie das Programmieren hinausgehen. Schüler und Schülerinnen sollen keine bloßen Nutzer, sondern diejenigen werden, die ihre Maschinen wirklich kontrollieren. Das bedeutet:

  • Open-Source-Werkzeuge sollen der Standard an Schulen werden.
  • Heranwachsende sollen an offene, anpassbare und erweiterbare Plattformen herangeführt werden.
  • Schüler sollen keine Werbeopfer werden und sind daher von kommerziellen Plattformen fernzuhalten, die ihr Verhalten zu Werbezwecken aufzeichnen und auswerten.

2. Fächerübergreifende Themen der digitalisierten Lebenswelt

Die Themen der digitalisierten Lebenswelt müssen endlich fächerübergreifend und nicht in neu geschaffenen Fächern wie Medienkunde, Digitalkunde oder gar nur als Teil des Informatik-Unterrichts betrachtet werden. Vielmehr ist es sinnvoll, verschiedene Fächer einzubinden: zum Beispiel GPS-Technik in Erdkunde, Netzneutralität in Gemeinschaftskunde oder Übersetzungssoftware im Fremdsprachenunterricht.

3. Stärkung der Lehrkräfte

Digitale Bildung erfordert vor allem die Stärkung der Lehrkräfte, aber auch die bessere technische Ausstattung von Schulen. Die Ausstattung ist nur ein Teil der Lösung, denn um die Technik sinnvoll nutzen zu können, müssen Computer im Unterricht und der mündige Umgang damit verpflichtende Themen jeder Aus- und Weiterbildung sein.

Schulen und deren Lehrkräfte verfügen nicht über genügend zeitliche und personelle Ressourcen, um die schon vorhandenen Computer angemessen zu administrieren. Informatiklehrer und Informatiklehrerinnen, die diese Tätigkeiten meist nebenher durchführen, sind in der Regel nicht für administrative Aufgaben ausgebildet. Schulen benötigen deshalb hauptamtliche Administratoren, um die Einbindung digitaler Technologien in jeden Unterricht sinnvoll zu bewerkstelligen.

4. Vorbilder schaffen

Lehrer und Lehrerinnen müssen im Umgang mit digitalen Medien Vorbilder sein, etwa beim sorgsamen Umgang mit Passwörtern oder bei der Verarbeitung und Übertragung schülerbezogener Daten. Das Vermitteln von Wissen über IT- Sicherheit und der verantwortungsvollen Umgang mit Daten müssen künftig selbstverständlicher Teil der Schulbildung werden. Dazu gehört auch das vorbildhafte Verhalten der Bildungsinstitutionen selbst.

5. Externe Experten einbinden

Zur kurzfristigen Umsetzung einer zeitgemäßen technischen Bildung müssen auch externe Experten eingebunden werden. In den letzten Jahren sind zahlreiche, teilweise ehrenamtliche Initiativen mit Fokus auf digitaler Bildung entstanden, die jedoch bereits an der eigenen Belastungsgrenze arbeiten. Sie leisten einen wichtigen Beitrag und müssen besser unterstützt werden. So können beispielsweise Makerspaces oder externe Angebote zum Einstieg in die Programmierung die digitale Bildungslandschaft bereichern, ohne dabei einseitig auf die Bildungsangebote von Großkonzernen setzen zu müssen.

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